Call for Papers | Workshop: Professionalisierung im Verbraucherschutz

Call for Papers | Workshop: Professionalisierung im Verbraucherschutz

Das Institut für Verbraucherinformatik der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (IVI) richtet einen gemeinsamen Workshop zur Professionalisierung im Verbraucherschutz zusammen mit dem Kompetenzzentrum Verbraucherforschung der Verbraucherzentrale NRW e. V. (KVF NRW), dem Fachgebiet Soziologische Theorie der Universität Kassel und dem Wissenschaftlichen Zentrums für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) an der Universität Kassel aus.

Der Workshop findet am Dienstag, den 13. September 2022 an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg statt.

Der Workshop will hierzu Fragen aufgreifen und auf den Verbraucherschutz beziehen, wie sie in der Professionssoziologie an unterschiedlichen Berufsfeldern untersucht werden:

  • Inwiefern handelt es sich etwa um ein professionalisierungsbedürftiges Feld (Oevermann 2002), dessen gesellschaftliche Tragweite, Leidensdruck auf die einzelnen Verbraucher:innen und inhärente Krisendynamik es erforderlich macht, dass ein Berufsstand sich dieser Probleme stellvertretend annimmt und hierbei mit einem ausgereiften ethischen Selbstverständnis agiert, die eigenen Qualitätsstandards des Handelns wissenschaftlich absichert und in relativ autonomen Zusammenhängen durchsetzt, pflegt und evaluiert?
  • Ist wiederum eine solche Professionalisierungsbedürftigkeit (Oevermann 2002) zu decken? Ist das Handlungsfeld, in welchem die Sprecher:innen und Stellvertreter:innen der Verbraucher:innen agieren, nicht zu heterogen, um ein kollektives Selbstverständnis im Sinne einer Profession auszubilden? Ist also der Verbraucherschutz überhaupt professionalisierbar, und welche Kompetenzen wären in einer solchen Profession typischerweise zu versammeln und durch Ausbildungsangebote nachhaltig sicherzustellen?
  • Hier stellt sich auch die Frage, welche Ansprüche an die Herausbildung einer Profession im Feld des Verbraucherschutzes sinnvoll formuliert werden können und müssten. Ist die Heterogenität der Tätigkeiten von der Rechtspflege über die Alltagsunterstützung etwa im Bereich der Schuldnerberatung bis hin zu digitalen Marktwächtern möglicherweise auch ein Indiz für den Wandel von Professionen in der heutigen Wissensgesellschaft hin zu größerer innerer Vielfalt (Schütze 2016)? Oder sollte der Begriff für solche Felder reserviert bleiben, in denen einzelne Berufsstände – wie die Schulmedizin oder das Rechtswesen – Kernaufgaben kontrollieren und diese Kontrolle monopolisieren (Stichweh 1996)? Kann der Schutz der Verbraucher:innen als Aspekt solcher Kernprofessionen betrachtet werden und von deren Professionsstandards gleichsam zehren?
  • Wie steht es um die Beziehung der Professionellen zu ihrer Klientel, und worin besteht letztere genau? Sind es die alltäglichen Lebensvollzüge einzelner oder eher die Problemsituationen des Kollektivs von Verbraucher:innen, auf die sich das Engagement stellvertretender Krisenbearbeitung im Bereich von Verbraucherschutz und Verbraucherpolitik genau richtet? Und wie wären kollektive, auf Ordnungen des Konsums abzielende Aktivitäten mit solchen der Stärkung von Resilienzen und (nicht zuletzt kritischen) Kompetenzen der Verbraucher:innen selbst zu verknüpfen (Lamla 2013, 2020, 2021)?
  • Schließlich stellt sich die Frage nach der Rolle der Verbraucherwissenschaften (Kenning et al. 2021) als emergierendes Feld? Entwickeln die interdisziplinären Verbünde, die sich um einen Kanon an Theorien, Methoden und Wissensbeständen evidenzbasierter Verbraucherforschung bemühen, genügend Konsistenz und Kohäsionskraft, um in einem relevanten Ausmaß gesellschaftliche Deutungsmacht zu gewinnen und darüber hinaus auch neue Formen und Wege der Vermittlung und Verankerung professioneller Kompetenzen zu finden (etwa durch neue interdisziplinäre Studiengänge)? Oder reproduzieren sich hier dauerhaft disziplinäre Sprachbarrieren und heterogene Standpunkte?

Wichtige Termine

30. Mai 2022 Einreichung aussagefähiges Abstract (max. 2000 Zeichen) und Kurzbiografie

13. Juni 2022 Nachricht über die Annahme des Vorschlags

08. September 2022 Einreichung Präsentation und eine Kurzfassung des Vortrags (max. 5000 Wörter)

13. September 2022 Präsentation des Beitrags auf dem Workshop an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

01. November 2022 Abgabe der Manuskripte für die Veröffentlichung

Die Vorträge dieses Workshops sollen als Sammelband in unserer Open-Access-Schriftenreihe „Beiträge zur Verbraucherforschung“ erscheinen . Die Abgabe der Manuskripte Word (*.docx), Open/Libre Office Writer (*.odt) soll bis zum 1. November 2022 erfolgen.

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.verbraucherforschung.nrw/vernetzen/workshop-16-professionalisierung-im-verbraucherschutz-cfp-70997