Forschungsfelder

Übersicht unserer Forschungsfelder im Kontext der Verbraucherinformatik

Informatik trifft Verbraucherwissenschaft:

Die Verbraucherinformatik versteht sich als Teilgebiet der Verbraucherwissenschaft und Nachbargebiet der Wirtschaftsinformatik. Sie untersucht die zunehmende Digitalisierung von Konsumfeldern und ihre Auswirkungen auf die Konsumpraktiken von VerbraucherInnen. Um ihre Wünsche und Verhaltensstrategien zu identifizieren und adäquate Empfehlungen hinsichtlich der Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen ableiten zu können, wird dabei explizit die Perspektive von Privathaushalten eingenommen. Somit sollen Verbraucher- und Datenschutz, der souveräne Umgang mit digitalen Produkten und Dienstleistungen sowie Nachhaltigkeit durch verbesserte Verbraucherinformationen gefördert werden. Diese Querschnittsthemen sind somit integraler Bestandteil aller Forschungsfelder der Verbraucherinformatik. Zentrale Forschungsfelder sind Mobilitätsansätze und multimodale Verkehrskonzepte, digitale Trends rund um Ernährung & Gesundheit, Smart Home & Haushaltsdigitalisierung, sowie Vorsorge & Finanz-Management für VerbraucherInnen. Neueste Forschungsprojekte setzen auch Shopping & Procurement in das Zentrum ihrer Arbeit. Die Verbraucherinformatik verbindet somit technische Ansätze der Informatik (wie Consumer Analytics und Informationssysteme) mit Konsumtheorien und Konzepten der Verbraucherwissenschaften (wie Praxistheorien und digitale Marktmechanismen).

Mobilität

Vollautonomes Carsharing, vernetzte Autos, Vehicle-on-Demand-Dienste: die Umwälzungen des Mobilitätssektors bieten unzählige Chancen und Geschäftsmodelle. Doch was bedeutet das für VerbraucherInnen und wie wird sichergestellt, dass Verbrauchende bei der Entwicklung ins Zentrum gerückt werden?

Weiteres zu Mobilität
Durch die Digitalisierung befindet sich die Mobilitätsbranche im starken Umbruch. Fahrzeuge werden zunehmend vernetzt und digitalisiert (Connected Car). Dadurch ergeben sich neue Anwendungspotentiale und Geschäftsmodelle. So lassen sich unter anderem bestehende Reputationssysteme im Peer-to-Peer-(P2P)-Carsharing durch IoT-basierte Fahrerbewertungen ergänzen, um so den Vertrauensaufbau im P2P-Carsharing zu fördern. Ebenfalls werden wir bei der Verkehrsmittelwahl zukünftig wohl auch auf selbstfahrende Autos zurückgreifen können. Selbstfahrende Fahrzeuge stellen einen Technologiesprung dar, der Lösungen für aktuelle Verkehrsprobleme bietet und den Umgang mit Mobilität dramatisch verändern kann. Experten erwarten von fahrerlosen Autos eine Reduzierung von Unfällen und Verkehrsproblemen sowie einen effizienteren Verkehrsfluss. Durch die Selbstfahrtechnik werden auch neue, innovative Geschäftsmodelle wie Vehicle-on-Demand-Dienste entstehen. Das vollautonome Carsharing verspricht Verbesserungen in der Verfügbarkeit, da das Auto zum Nutzer kommt, statt umgekehrt. In diesem Zusammenhang sehen einige Forscher eine starke Konvergenz von Taxi und Carsharing. Verschiedene Autoren erwarten durch die Stärkung nutzungsbasierter Mobilitätsservices eine signifikante Reduzierung des Privat-PKWs. Um ein besseres Verständnis für die Nutzerakzeptanz zu erlangen und um zukünftige Veränderungen im Mobilitätsverhalten besser prognostizieren zu können, untersuchen wir Mobilitätspraktiken im Kontext von Carsharing, der intermodalen Mobilität und bei autonomen Fahrzeugen. Ebenfalls werden neue Technologien wie IoT-basierte Fahrerbewertung und Blockchain-basierte Carsharing Plattformen unter Berücksichtigung von ökologischen, gesellschaftlichen und individuellen Faktoren der Mobilität untersucht.

Ernährung & Gesundheit

Ob online shopping, bargeldlose Bezahlung oder Produktinformationen im Internet statt auf der Verpackung – der Alltag von VerbraucherInnen befindet sich im ständigen Wandel und wird immer komplexer. Die Verbraucherinformatik wirft daher einen kritischen Blick hierauf und entwickelt Strategien zur Steigerung der Kompetenz. Auch zunehmende Informationsasymmetrien zwischen Handel, Hersteller und Kunde müssen ausgeglichen und Informationen bedarfsgerecht gestaltet werden. Nur so kann die nötige Transparenz sichergestellt werden.

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Die Durchdringung der Gesellschaft mit IT-Artefakten führt auch zu einem Wandel von Verbraucherpraktiken. So werden im Handel z. B. Produktkennzeichnungen nicht mehr allein auf Verpackungen gedruckt, sondern sind vermehrt auch im Internet allgemein zugänglich. Ratgeberzeitschriften werden durch Bewertungsportale ergänzt, bei denen sich Verbraucher austauschen können. Bargeld wird durch neue Formen bargeldlosen Zahlungsverkehrs ersetzt, und das Einkaufen selbst findet verstärkt digital statt. Dieser Wandel eröffnet neue Möglichkeiten, die Lebens- und Alltagsökonomien von Verbrauchern mittels IT zu unterstützen. Das moderne Wirtschaftsleben hat jedoch nicht nur Verbraucherpraktiken verändert, sondern verlangt dem Verbraucher auch neue Kompetenzen ab. Das zunehmende Warenangebot fordert z. B. vom Verbraucher, sich effizient über den Markt zu informieren, Preise auszuhandeln, Waren günstig einzukaufen und Vertrauensnetzwerke aufzubauen und zu pflegen. Aufgrund mannigfaltiger Informationsasymmetrien ist der Verbraucher gegenüber Herstellern bzw. Händlern jedoch meist in einer schwächeren Position. Deshalb fordern Verbraucher zunehmend eine höhere Transparenz, z. B. in der Lebensmittelbranche, vor allem nachdem immer wieder diverse Lebensmittelskandale in den Fokus der Medien rücken. Dies verunsichert die Verbraucher und steigert deren Bedarf an umfassenderen Produktinformationen. Obwohl bereits viele Informationen kostenlos zur Verfügung stehen, werden diese nur selten aktiv genutzt, weil sie bisher nicht bedarfsgerecht aufbereitet und bereitgestellt werden. Die bedarfsgerechte Gestaltung von Informations- und Kommunikationstechnologien ist notwendig, um das Leitbild des mündigen Verbrauchers zu fördern, indem die Haushaltsökonomien und Alltagspraktiken von Verbrauchern unterstützt werden – angefangen bei der Einkaufsplanung, Kauf, Lagerung bis zu Nutzung und Konsum der Waren. Eine der größten Herausforderungen besteht dabei darin, die Verbraucher und deren IT in die Informationslogistik der Konsumwirtschaft zu integrieren.

(Smartes) Wohnen: Sicherheit, Komfort, Energie

Intelligente Kühlschränke, ferngesteuerte Zimmerbeleuchtung und weitere digitale Artefakte erobern die Privathaushalte. Während Systemanbieter mit Sicherheit, Komfort und Energieersparnis werben, bleiben die wahren Bedürfnisse der NutzerInnen meist unbeachtet. Die Verbraucherinformatik möchte das ändern!

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Der Consumer-Markt für Smart Home Nachrüstlösungen boomt. Mit dem aufkommenden Internet der Dinge versuchen neben etablierten Unternehmen wie Apple, Samsung oder Google auch viele (Branchen-)Neulinge ihre Einzel- oder Systemlösungen zu positionieren. Während die Anwendungsfälle einzelner Smart Home Komponenten sehr individuell ausfallen, werben Systemlösungen häufig mit der Adressierung von drei Nutzerbedürfnissen: Sicherheit, Komfortsteigerung und Energieeinsparungen. In der Forschung wurden diese Themen allerdings bisher meist getrennt voneinander untersucht. Eine aktive Erforschung der Bedürfnisse der Nutzer in Verbindung mit Smart Home Systemen findet bisher nur sehr eingeschränkt statt.
Beispielsweise werden einzelne Aspekte eines Smart Home, wie Potentiale der Automatisierung, der Aktivitätserkennung und Implikationen für die Privatsphäre erforscht. Auf Ebene des Interface Designs existieren Studien zur Nutzung und Anpassung einzelner Komponenten eines Smart Home, wie Kalender oder mobile Interfaces. Eine systematisierte Forschung zu Aneignungs- und Nutzungsbarrieren von Smart Home existiert allerdings kaum.
Das digital Behavior Lab entgegnet diesem Missstand und erforscht entsprechend die systematische Aneignung und Nutzung von Smart Home Lösungen auf einer nutzerzentrierte Art und Weise.