Die Blockchain und die Share-Economy
Potenziale und Grenzen der Blockchain und warum sie die Share-Economy trotzdem reformieren könnte.
Der Prototyp einer dezentralisierten Sharing-App steht bereits in den Startlöchern.
Seit Aufkommen des Bitcoins und der Blockchain-Technologie im Jahr 2008 ranken sich viele Theorien um ihre Potentiale und Grenzen. Zwar werden der Blockchain des Öfteren Eigenschaften angedichtet, die nichts mit der Praxis zu tun haben – dennoch sind die Anwendungsmöglichkeiten vielfältig und werden seither genauer untersucht. Eines der spannenden Anwendungsfelder wird derzeit konkret ausgelotet und ein Prototyp steht bereits kurz vor der Demonstration: eine dezentralisierte Plattform für die Share Economy.
Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 und einem hierdurch verbreiteten Misstrauen in das Bankwesen fiel die Idee eines dezentralisierten Währungssystems also auf besonders fruchtbaren Boden. Die Problematik um zentrale Steuerungsinstanzen kann aber auf viele weitere Bereiche des täglichen Lebens übertragen werden – so eben auch auf das zunehmend ökonomisierte Geschäftsmodell der Sharing Economy. Plattformen wie AirBnB, ShareNow oder Fairleihen müssen für gewöhnlich Gewinne erwirtschaften, um ihren Aufwand zu decken und sich institutionell selbst zu erhalten. In ländlichen Gebieten werden solche Angebote auf Grund der fehlenden Wirtschaftlichkeit daher oft nicht bereitgestellt, obwohl eine Nachfrage vorhanden wäre. Während ein Wertezuwachs auf solchen Tauschmärkten meist gänzlich in die Hände der betreibenden Unternehmen wandert und oft zu monopolistischen Stellungen führt, bietet ein dezentrales System die Möglichkeit, Gewinne innerhalb der Nutzerschaft zu teilen. Die Abhängigkeit von privatwirtschaftlichen Intermediären wird also obsolet und der Zwang zur Wirtschaftlichkeit entfällt – zumindest teilweise. Dadurch kann auch das Angebot nachhaltiger Mobilitätskonzepte in ländlichen Gebieten gefördert werden.
Und genau hierfür entsteht derzeit ein neuer Prototyp einer solchen Sharing-App. Sie soll noch in diesem Jahr zur Demonstration bereitstehen und Sharing Plattformen somit reformieren. Der Prototyp basiert auf der evan.network-Blockchain, was die Implementierung sogenannter Smart Contracts erlaubt. Basisfunktionen (wie Buchung, Bezahlung, Versicherungsabwicklung und ähnliches) können daher automatisiert, sicher und dezentral abgewickelt werden. Das Ergebnis des Projekts wird der Öffentlichkeit als Open Source Projekt zur Verfügung gestellt und die kosten- und arbeitsintensive Entwicklungsarbeit kann dann von allen Interessierten als Grundlage für geteilte Mobilitätsplattformen genutzt werden.
Generell ist ein solche dezentrale Anwendung von herkömmlichen Plattformen kaum zu unterscheiden – die Handhabung ist vergleichbar mit Apps wie Nextbike, stadtmobil oder Lime. Die zugrundeliegende Technologie und daraus resultierende Möglichkeiten sind aber sehr vielfältig. Verschiedenste Marktmonopole können durch Blockchain-Netzwerke aufgebrochen und diverse alltägliche und wirtschaftliche Bereiche fairer gestaltet werden.